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Schreiben einer Forschungs- und Masterarbeit an unserem Lehrstuhl
Wir betreuen Sie gern bei Ihrer Forschungs- und/oder Masterarbeit. Hinsichtlich der Themen können Sie frei nach Ihren Interessen wählen. Das Thema sollte grob in die Forschungs- und Lehrinteressen unseres Lehrstuhles passen. Bei Interesse schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an Katja Rost. Im persönlichen Gespräch werden wir dann das weitere Vorgehen besprechen.
Themenvorschläge
Falls Sie bei der Wahl Ihres Themas noch unsicher sind, finden Sie im Folgenden einige thematische Vorschläge für Forschungs- und Masterarbeiten an unserem Lehrstuhl.
Die Durchsetzung sozialer Normen im digitalen Zeitalter
Schon seit Jahrhunderten wird normabweichendes Verhalten öffentlich sanktioniert. Manifestiert hat sich dies in der Vergangenheit z.B. in Skandalisierungen durch Nachrichtenmedien oder in Lynchmobs oder Hexenjagden. Das Aufkommen von Social Media Plattformen erleichtert dabei neue Formen der kollektiven Durchsetzung sozialer Normen. Dies wird anschaulich an zunehmend emotionalen und aggressiven Entrüstungsstürmen in den sozialen Medien, sogenannten „Shitstorms“. Shitstorms richten sich an öffentliche Personen wie Politiker, soziale Gruppen, aber auch Unternehmen oder Institutionen. „Digitale Lynchmobs“ haben einerseits die Macht, Themen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Andererseits können sie auch Desinformation begünstigen, Reputationen irreversibel schädigen, oder öffentliche Diskussionsnormen in hetzerischer Art prägen, wie z.B. in der aktuellen Flüchtlingskrise. Trotz der medialen Aufmerksamkeit an Shitstorms steckt deren Erforschung noch in den Kinderschuhen. Dies u.a. da Shitstorms als unvorhersehbar wahrgenommen werden: Viele Proteste im digitalen Raum versanden, während nur wenige die Dynamik ausgereifter Shitstorms erreichen. Warum? Hier könnte man sich Entstehungsprozesse von Shistorms anschauen, wie z.B. Anonymität von KommentatorInnen, dynamische Normenentwicklung in online Protesten, oder die dahinterliegenden Themenkomplexe. Dafür steht ein Längsschnitt-Datensatz zu 1620 online Petitionen über den Zeitraum 2010-2013 (Deutschland) zu Verfügung, inkl. Angaben zur Petition, zum/r Angeklagten, Kommentare und Diskussionsbeiträge. Theoretisch fundierte, quantitative Analysen bieten sich hier an. Alternativ können auch eigene Daten erhoben werden, z.B. Fallanalysen von Shitstorms auf anderen Social Media Plattformen, qualitative Interviews oder Befragungen öffentlicher Akteure zu deren Wahrnehmung und Umgang mit der digitalen Selbstexposition.
Lernen aus der Geschichte von Organisationen
Die meisten Arbeiten aus der Organisationssoziologie beschäftigen sich mit modernen Organisationen. Nachteil dieser Untersuchungen sind die kurzen Zeitreihen der Betrachtung. So sind die meisten Untersuchungen Querschnittsbetrachtungen oder Längsschnittbetrachtungen über 5-10 Jahre. Damit ist der theoretische Erklärungsbeitrag dieser Arbeiten für die Organisationssoziologie eher gering: die Ergebnisse unterliegen temporären zeitlichen Schocks. Prozesse der Diskriminierung in Organisationen, des organisationalen Lernens, der sozialen Gesellschaftsverantwortung von Organisationen, des Einflusses von institutionellen Veränderungen oder exogenen Schocks auf Organsationen, des Einflusses von organisationalen Regeln auf Lernen etc. können auf diese Art und Weise nicht generalisierend erklärt werden. Wir stützen uns in unseren Analysen deswegen auf katholische Klöster und deren Orden - in Folge der Robustheit dieser Organisationen liegen uns quantitative Daten über einen Zeitraum von 2000 Jahre zu ca. 4000 Klöstern von ca. 80 katholischen Orden vor. Der Datensatz ermöglicht z.B. Ereignisdatenanalysen zum Überleben der Klöster. Viele Klöster sind ausgestorben, aber einige überlebten bis heute. Warum? Der Datensatz enthält vielfältige Variablen, z.B. zum Machtwechsel und Machtinhaber in einer Zeitperiode (kompletter Datensatz der amtierenden Päpste und ihrer Persönlichkeit), zum organisationalen Lernen (Datensatz zu bedeutenden Wissenschaftlern/Persönlichkeiten im Umfeld der Klöster), zu organisationalen Regeln (Regeldichte und -art der Ordensregeln), zur Gesellschaftsverantwortung der Klöster, zu exogenen Schocks (Kriege, Innovationen im Umfeld der Klöster), zum gesellschaftlichen Status der Frauen in Klöstern usw. Es sind theoretisch fundierte quantitative als auch qualitative empirische Arbeiten im Bereich der Organisations- und Innovationssoziologie möglich.
Diversität in Unternehmen, also die Vielfalt von Mitarbeitern in Bezug auf wahrnehmbare, kategoriale Merkmale, ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Thema in der Wirtschaft geworden. Einerseits da Frauen heute stärker in den unterschiedlichsten Bereichen der Arbeitswelt vertreten sind und andererseits da in Folge der Globalisierung immer mehr Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zusammenarbeiten. Der Aufstieg von Frauen und Migranten in Führungsetagen von Unternehmen ist jedoch nach wie vor durch Hindernisse und Problemen geprägt. Gleichstellungsmassnahmen und Diversitätsprogramme in Unternehmen sollen helfen, diese personenspezifischen Benachteiligungen zu beseitigen. Allerdings existieren derzeit keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die den Erfolg solcher Massnahmen messen und miteinander vergleichen. Dieses Projekt steht noch am Anfang und befindet sich noch in der Planungsphase. Geplant ist zum ersten den tatsächlichen Erfolg unterschiedlicher Diversitätsanstrengungen in Unternehmen zu messen und zum zweiten zu hinterfragen, ob Mitarbeiterbewertungen und Lohnsysteme bestimmte Gruppen im Unternehmen diskriminieren und damit die Diversität verringern. Realisiert werden soll dies durch eine repräsentative Untersuchung grösserer Schweizer Aktiengesellschaften und durch die Beobachtung einer Firma, die eine neue Diversitätsmassnahme einführt. Im Rahmen einer Forschungs- und Masterarbeit kann dieses Projekt begleitet werden. Zum Beispiel durch theoretisch fundierter quantitativ/qualitativ empirischer Arbeiten und der Mitgestaltung innerhalb Forschungsprojektes.