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Die beiden Forscher aus Zürich analysieren den Wandel im Kulturverhalten auf der Basis von vier repräsentativen Erhebungen der Schweizer Bevölkerung zwischen 1976 und 2019. Sie untersuchen 12 verschiedene Kulturaktivitäten, wobei sechs Aktivitäten einem hochkulturellen Modell (z. B. Theater-, Konzert- oder Museumsbesuch) und sechs einem Modell der Populärkultur (z. B. Fernsehen, Radio oder Besuch einer Sportveranstaltung) entsprechen.
Ihre Analyse fördert drei verschiedene Typen von Kulturnutzern zutage. Die Inaktiven beteiligen sich kulturell bis auf Radiohören und Fernsehen kaum. Die Eklektiker sind kulturelle «Allesfresser» und mischen ganz unterschiedliche kulturelle Aktivitäten wie Rockkonzert und Kunstmuseum. Die Hochkulturfans engagieren sich vorwiegend hochkulturell und tun dies besonders intensiv. Während 1976 die Hälfte der Bevölkerung zu den Inaktiven gehörten, war dies 2019 nur noch für einen Drittel der Fall. Die Bevölkerung der Schweiz ist also kulturell deutlich aktiver geworden. Die Eklektiker haben ihren Anteil von weniger als 30% in 1976 auf heute fast 40% gesteigert. Auch der Anteil der Hochkulturfans hat zugenommen, von 12% auf nahezu 30%.
Die beiden Autoren zeigen, dass sich die kulturelle Partizipation weiterhin stark nach sozialstrukturellen Merkmalen unterscheidet. Das generelle Ausmass des kulturellen Engagements wird zunehmend durch den Bildungsstand geprägt: je höher die Bildung, desto kulturell aktiver sind die Leute. Dies gilt jedoch nicht für hochkulturelle Aktivitäten. Diese hängen heute stärker vom Alter ab und sind zunehmend eine Domäne der älteren Bevölkerungsgruppen geworden. Anders als vom berühmten Soziologen Pierre Bourdieu erwartet ist der Gegensatz von Hoch- und Populärkultur in der Schweiz nachrangig.
>> Weingartner, S. & Rössel, J. (2022).
Kulturverhalten in der Schweiz: Dimensionen und Entwicklungen 1976-2019.
Social Change in Switzerland, N°32
www.socialchangeswitzerland.ch
Redaktion SUZ